Dienstag, 05.11.2024

Zur Marathon-OP nach Münster

Acht Stunden lang wurde Laura Schlamann operiert, drei verschiedene Fachabteilungen waren beteiligt, aber am Ende ist geschafft, was eine große Herausforderung darstellte und wofür die 35-Jährige extra aus Niedersachsen ins St. Franziskus-Hospital Münster anreiste: Sie ist die vielfachen Entzündungen im Bauchraum los, die sie jahrelang quälten. Und die Ursache gleich dazu.

Laura Schlamann mit ihrem multiprofessionellen Chirurgen-Team aus dem St. Franziskus-Hospital Münster: (v.l.) Dr. Claus Wagner, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Dr. Marc Schneider, Leitender Oberarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, und Dr. Thomas Schönefeld, Leitender Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie.

Die Beschwerden begannen in den Nieren, breiteten sich im Bauchraum aus und wurden über die Jahre hinweg immer unerträglicher. Gefunden wurden Abszesse im Becken, Fisteln, eine Stauniere – und schließlich auch der Ursprung der Probleme: Wegen mehrerer Bandscheibenvorfälle bereits in jungem Alter hatte sich Laura Schlamann 2019 Bandscheibenprothesen einsetzen lassen, die zunächst eine gute Funktion zeigten. Vor eineinhalb Jahren kam es dann jedoch plötzlich zu sehr schmerzhaften Entzündungen im Bauchraum und den Harnorganen, an denen die Bandscheibenprothesen beteiligt waren.

„Es war nicht leicht, eine Klinik zu finden, die mich operieren wollte“, sagt Laura Schlamann. Der Eingriff war komplex. Nicht nur der bereits mehrfach operierte Bauchbereich musste saniert werden. Gleichzeitig mussten auch die Bandscheibenimplantate aus dem Rücken entfernt werden, um die Infektion nicht weiter zu unterhalten. Die Friseurin aus Barenburg in Niedersachsen erhielt mehrere Absagen von anderen Krankenhäusern und Universitätskliniken. Das Franziskus Hospital bot jedoch die operative Versorgung an. Anfang September wurde die Patientin dafür stationär aufgenommen.

„Wir haben Frau Schlamann in zwei OPs versorgt“, erklärt Dr. Marc Schneider, Leitender Oberarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie. „Zunächst haben wir vom Rücken aus die betroffenen Wirbel versteift. Das schränkt die Beweglichkeit minimal ein, war jedoch alternativlos.“ Eine Woche später wurden dann in einer achtstündigen Operation die anderen Probleme in Angriff genommen: Zunächst begann Dr. Claus Wagner, Leitender Oberarzt der Allgemeinchirurgie, der ältere Narben löste und ein perforiertes Darmstück entfernte. Nach ihm übernahm Dr. Thomas Schönefeld, Leitender Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie. Er konnte Vernarbungen und Verklebungen der Bauchgefäße, welche durch die Entzündung und die Voroperation entstanden waren, lösen, um den Zugang zu den Bandscheibenprothesen zu schaffen. Anschließend konnte Dr. Schneider die Bandscheibenprothesen entfernen und die Wirbelsäule von vorne mit einem Wirbelkörperersatzimplantat abstützen. Im Anschluss übergab er die laufende Operation nochmal an Dr. Wagner, der einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang anlegte.

„Durch hervorragende abteilungsübergreifende Zusammenarbeit war es uns möglich, Frau Schlamanns verschiedenen Diagnosen gleichzeitig in einer langen Operation zu versorgen“, zeigt sich Dr. Schneider zufrieden. Abteilungsübergreifend und sogar krankenhausübergreifend wurde die Patientin auf die OP vorbereitet. Neben den genannten Abteilungen wurde sie zum Austausch von Harnleiterschienen, die durch den Nierenstau notwendig wurden, auch in der Klinik für Urologie des Herz-Jesu-Krankenhauses Hiltrup behandelt.

„Das Team hat wirklich tolle Arbeit geleistet“, freut sich Laura Schlamann. „Bis zur endgültigen Heilung ist es noch ein kleiner Weg, aber ich fühle mich schon jetzt sehr gut.“ Für eine anschließende dreiwöchige intravenöse Antibiotikatherapie wurde die Mutter eines Sohnes in ein heimatnahes Krankenhaus verlegt, bevor sie dann endlich wieder nach Hause darf. In einigen Monaten wird sie aber noch einmal nach Münster zurückkehren. „Dann, wenn der Bauchraum richtig abgeheilt ist, werden wir den künstlichen Darmausgang wieder zurückverlegen“, sagt Dr. Wagner. Mit dieser letzten Operation wird die Behandlung dann abgeschlossen sein und die 35-Jährige wieder ein beschwerdefreies Leben führen können.