Dienstag, 04.03.2025

Mit Hochdruck-Schallwellen gegen verkalkte Gefäße: St. Franziskus-Hospital führt deutschlandweit als erste Klinik eine neue Behandlungsmethode bei peripherer Arterieller Verschlusskrankheit durch

Zum ersten Mal in Deutschland wurde im Januar in der Klinik für Gefäßchirurgie des St. Franziskus-Hospitals Münster ein neues Verfahren zur Behandlung der Arteriellen Verschlusskrankheit im Unterschenkel angewandt. Die „Intravaskuläre Lithotripsie“ mit einem neuartigen Ballonkatheter ist eine enorme Erleichterung für Patientinnen und Patienten, deren Behandlungserfolg bisher oft nicht lange anhält. So profitierte auch Helmut Holthausen aus Senden von der neuen Methode.

Dank neuster Technologie kann Helmut Holthausen wieder schmerzfrei laufen. PD Dr. Martin Austermann (rechts), Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im St. Franziskus-Hospital, und Oberarzt Dr. Arne Schwindt freuen sich, das Verfahren als erste Klinik in Deutschland anbieten zu können.

Weil jeder Schritt weh tat und selbst im Liegen seine Füße schmerzten, wurde Helmut Holthausen im Dezember 2023 von seinem Hausarzt ins St. Franziskus-Hospital eingewiesen. Mit der Diagnose periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) Stadium 3 wurde der 81-Jährige schnell behandelt. Bei der AVK setzen sich Kalkablagerungen an den Gefäßwänden ab und verengen sie. Dadurch kommt es zu Durchblutungsstörungen, was in Armen und Beinen zu starken Schmerzen, in Rumpf- und Kopfnähe auch zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen kann.

Herr Holthausen wurde 2023 mit der Standardtherapie behandelt, bei der ein Ballon in die Gefäße eingeführt wird, um diese zu weiten. Die Kalkbeläge werden dabei in die Gefäßwand gedrückt. „Leider ist diese Behandlung nicht immer nachhaltig“, sagt Dr. Arne Schwindt, Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im Franziskus Hospital. „In etwa 50 Prozent der Fälle verschließen sich die Gefäße bald wieder.“ So wurde auch bei Herrn Holthausen die Behandlung bereits ein halbes Jahr später wiederholt.

Als er sich im Januar 2025 erneut mit einem Wiederverschluss vorstellt, kommt er genau zur rechten Zeit: Als erstes Zentrum in Deutschland und zweites in Europa führt die Klinik ab sofort das neue Verfahren der Intravaskulären Lithotripsie im Unterschenkel und den Füßen durch. „Bei der Intravaskulären Lithotripsie ist der Ballon, den wir in die Gefäße einführen, mit Emittern versehen, die Hochdruck-Schallwellen abgeben“, erklärt Privat-Dozent Dr. Martin Austermann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im St. Franziskus-Hospital. „Diese Schallwellen laufen durch weiches Gewebe einfach durch und entladen sich dann an der Kalkwand mit dem Äquivalent von 50 Atmosphären Druck. Dabei werden speziell verkalkte Ablagerungen in viele kleinste Teile gebrochen. So lässt sich das Gefäß besser und nachhaltiger weiten.“

Das Prinzip der Intravaskulären Lithotripsie ist dabei nicht komplett neu. Bereits seit 2016 werden Hochdruck-Schallwellen zur Kalkzerschlagung innerhalb von Gefäßen eingesetzt. So ist das Verfahren im Oberschenkel und den Beckengefäßen schon bewährt. „Bisher war es jedoch nicht möglich, mit den erforderlichen Instrumenten die kleineren Gefäße zum Beispiel in Unterschenkeln und Füßen sinnvoll zu erreichen“, erklärt Dr. Schwindt. In den USA ist ein dafür geeigneter schmalerer und längerer Ballonkatheter nun entwickelt worden – und ab sofort auch in Münster im Einsatz.

„Die Technologie ist auch in feinen Gefäßen sehr sicher“, betont der Oberarzt. „Das Risiko einer Gefäßverletzung ist sehr gering und die Vorteile dieser Behandlung für die Patienten sind enorm.“ In der Klinik für Gefäßchirurgie des Franziskus Hospitals wurden mittlerweile schon mehrere Patienten mit der Intravaskulären Lithotripsie im Unterschenkel behandelt. Während des „LINC Leipzig Interventional Course“, dem weltweit führenden Kongress für Gefäßmediziner, wurde Ende Januar eine Behandlung mit dem neuen Gerät live aus dem OP in Münster übertragen. „Wir sind stolz darauf, das Verfahren mit dem neuen Ballon als erste Klinik in Deutschland anbieten zu können“, freut sich Chefarzt Dr. Austermann.

Auch Helmut Holthausen ist mit dem Ergebnis seiner Behandlung sehr zufrieden. Bereits wenige Tage nach dem Eingriff konnte er wieder laufen und schmerzfrei nach Hause entlassen werden.