Was hat der Kollege eben eigentlich genau gemeint? Welches Medikament soll der Patient bekommen? Manchmal sind es Kleinigkeiten in der Kommunikation, die zu Missverständnissen und am Ende sogar zu Fehlern führen. Das muss nicht sein, wie die Teilnehmer des Sicherheitstrainings bei der EKu.SAFE in Essen gelernt haben. „Der konstruktive Umgang mit Fehlern ist ebenso wichtig wie ein hohes Verantwortungsbewusstsein und gegenseitige Wertschätzung“, betont die Qualitätsmanagement-Beauftragte Sabine Reppin, die im Elisabeth Krankenhaus auch für das CIRS-System zur Meldung von Beinahe-Zwischenfällen verantwortlich ist.
Verschiedene Übungen öffneten dem interdisziplinären Expertenteam aus dem Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen die Augen. Das Besondere: Es werden keine Situationen aus dem Krankenhausalltag simuliert. In einer nachgebauten Schaltzentrale eines Kernkraftwerkes bildet eine komplizierte Apparatur aus Rohrleitungen, Ventilen und anderen technischen Elementen die Grundlage für die Übungen. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Durch das fachfremde Szenario haben alle Teilnehmenden den gleichen fachlichen Wissensstand. Das Zwischenmenschliche steht also im Mittelpunkt des Trainings.
„Die Verbesserung der Kommunikation trägt auf jeden Fall zur Minimierung von Fehlern bei“, ist sich Fabian Figger, verantwortlicher Arzt der Zentralen Notaufnahme, sicher. „In dem Training haben wir gelernt, unseren Fokus anders zu setzen, sich nicht zu sehr nur auf eine Sache zu konzentrieren, sondern auch die umliegenden Aspekte wahrzunehmen, das Blickfeld zu erweitern. Konkret wäre dies in unserem Arbeitsalltag, nicht nur auf das blutende Bein zu achten, sondern den Patienten ganzheitlich zu sehen, um so zum Beispiel eine Halbseiten-Lähmung nicht zu übersehen.“
Auch Gesundheits- und Krankenpflegerin Stephanie Kubicki nimmt für den Arbeitsalltag auf Station einige Anregungen mit in ihr Team: „Wir alle sollten unsere Art der Kommunikation überdenken und einfach viel stärker Dinge nicht als gegeben voraussetzen und hinterfragen, nachfragen. Das heißt konkret: Verordnet der Arzt ein Medikament, wiederhole ich dies, um uns gegenseitig abzusichern.“ Auch noch einmal besonders auf den Rundumblick zu achten, schärfe den Sinn für Patientensicherheit, auch im Zimmer, „damit einem nichts durchgeht.“
Routine gehört sicherlich zum Arbeitsalltag. Es ist wichtig, sich auszukennen, sofort in Arbeitsabläufe einsteigen zu können und so eine Menge Zeit zu sparen. Doch zu viel Gewohnheit kann auch zur Gefahrenquelle werden. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben, fehlerminimierend zu arbeiten und hierarchieübergreifend offen zu kommunizieren.
„Wir streben eine nachhaltige Sicherheitskultur an. Dafür müssen wir Mitarbeitende interdisziplinär für achtsames, verantwortungsvolles Handeln sensibilisieren, um Gefährdungspotenzial zu minimieren“, erklärt Dr. Boris Mönter, Oberarzt der Geriatrie/Neurologie und klinischer Risikomanager. „Dieses Training soll unsere betrieblichen Prozesse optimieren.“ Da stimmt auch Kollege Fabian Figger zu: „Entsprechende Kommunikationsstrukturen können zu verbesserten Arbeitsabläufen beitragen und ein großes Plus für die Patientensicherheit sein.“