Ahlen. „ . . . denn der Tod ist für uns alle ganz nah und er tritt plötzlich und schrecklich in unser Leben.“ Diese mahnenden Worte richtete Bernd Schulze Beerhorst an die Ahlener Bevölkerung, als er in der Gedenkfeier der Stadt für die Corona-Opfer an den Tod seiner Mutter erinnerte. Neben Anne Troester , die die Sichtweise als Leiterin des Elisabeth-Tombrock-Hauses einbrachte, übernahm es Schulze Beerhorst, die seelische Not eines engen Angehörigen zu beschreiben, dessen Mutter trotz größter Vorsicht an Corona erkrankte und im Krankenhaus verstarb.
Nur eine handvoll Akteure nahmen an der Aufzeichnung der Feier, die von Daniela Noack moderiert wurde, am Samstagmorgen in der Stadthalle teil, die am Sonntagnachmittag nach dem zentralen Gedenken des Bundespräsidenten um 16 Uhr freigeschaltet wurde. Feierlich eingeleitet hatte sie Opern-Tenor Sebastiano Lo Medico mit Schuberts „Ave Maria“, der am Flügel von der Pianistin Tomoka Oki begleitet wurde. Bürgermeister Dr. Alexander Berger bezeichnete die Pandemie als „große Krise der Menschheit“. Zu seinen Pflichten als Bürgermeister gehöre es, sich allmorgendlich über die jüngste Entwicklung der Pandemie zu informieren. Erst am Ende der Schnellmeldung werde die Zahl der Todesopfer genannt, obwohl sie eigentlich an den Anfang gehöre, weil hinter jeder nüchternen Zahl Lebens- und Abschiedsgeschichten ständen. Auch wenn sich die meisten Covid-19-Erkrankten wieder erholten, sei der Anteil derjenigen, die unter Langzeitfolgen (long covid) litten, erschreckend hoch. Es reiche nicht, allen im Gesundheitswesen Tätigen Beifall zu spenden, sondern ihr Dienst am Menschen verlange eine gerechte Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen.
Ahlener Tageblatt, 19. April 2021