Ahlen.Das richtige Gehen mit dem Rollator will geübt sein. Im Elisabeth-Tombrock-Haus bietet Bettina Neuhaus das spezielle Training an. Und die Seniorinnen und Senioren finden das richtig gut.
Krystina Dziwura schiebt ihren Rollator auf den schattigen Platz im Garten des Elisabeth-Tombrock-Hauses. Gezielt steuert sie auf eine Gruppe der Teilnehmenden des Rollator-Kurses zu, die hier auf dem Rasen Platz genommen haben. Für sie ist es das erste Mal, dass sie am wöchentlichen Rollator-Training mit Bettina Neuhaus teilnimmt, für die anderen bereits Routine.
Aber bevor es losgeht, inspiziert die Übungsleiterin die Bewegungshilfe. „Er ist viel zu hoch eingestellt“, erklärt sie der 75-Jährigen und greift zum Schraubendreher. Vor einer rot-weiß markierten Haltelinie muss Krystina Dziwura die Bremse anziehen, ohne die Linie zu überfahren. Dann geht es zu einem Slalom-Parcours.
Was in der Theorie so einfach aussieht, ist in der Praxis schwierig. Es gibt vieles zu beachten, weiß Bettina Neuhaus. Die Übungsleiterin und zertifizierte Rollator-Trainerin begeistert mit ihrer Art des „Unterrichts“, an der neben Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenheims auch Interessierte aus dem Stadtgebiet teilnehmen. Ein Taxi oder Angehörige bringen sie hin und holen sie auch wieder ab.
Bevor das eigentliche Training losgeht, sorgt Bettina Neuhaus mit einer Sitzgymnastik für lockere, entspannte Muskeln. Dabei nimmt sie die Seniorinnen und Senioren mit auf eine imaginäre Reise, fährt in den Norden, dann nach Dänemark an den Strand, rudert zum Fischfang nach Norwegen, besucht Windmühlen in Holland und nimmt sogar an der Tour de France teil. Entsprechend ihren Anweisungen bewegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Arme und Beine und führen Schwimmbewegungen durch. Das alles macht ihnen sichtlich Spaß. „Wir können jetzt eine Karte nach Hause schicken“, kommentiert eine Seniorin. „Hier ist es wunderschön, ich komme nie wieder nach Hause“, scherzt sie.
Im Gänsemarsch geht es nach der Gymnastik durchs Gartentor auf die Anliegerstraße. Hier gilt es, den Rollator auf den Bürgersteig zu schieben. „Es heißt Rollator von Rollen - und nicht Tragrator“, korrigiert sie jene, die das Gefährt auf das Hindernis tragen wollen und gibt Anweisungen: den Rollator vorne an die Gehwegkante stellen, Bremse anziehen, die Füße in Schrittstellung, Ellenbogen nach hinten, Bremse lösen und die Räder nach vorn auf den Bürgersteig stellen, dann einfach mitlaufen. Nach mehrmaligem Üben gelingt das allen Teilnehmenden. Bettina Neuhaus ist zufrieden. Neben einem dicken Lob gibt es als Belohnung zum Abschluss ein gemütliches Beisammensein mit Kaffee und Kuchen in der Cafeteria des Elisabeth-Tombrock-Hauses.
Kommende Woche gibt es eine besondere Herausforderung: das Öffnen und Schließen von Zimmertüren. Geübt wird an der besonders breiten Tür der Behinderten-Toilette. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich auf die Warteliste setzen lassen. Ansprechpartnerin ist Kim Auferoth, Telefon 89 34 39.
Ahlener Zeitung, 19.07.2023